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Manuelle Lymphdrainage

Die guten Behandlungsergebnisse der Manuellen Lymphdrainage (MLD) bei Lymphödemen, postoperativen und posttraumatischen Ödemen sind jedem Lymphtherapeuten bestens bekannt, so dass hier nicht näher darauf eingegangen werden muss. Bei Ödemen im Gelenkbereich lässt sich die Wirksamkeit der MLD noch steigern, wenn man zusätzlich noch andere Methoden aus dem Bereich der Physikalischen Therapie mit der MLD kombiniert. Im Laufe der Zeit hat sich ein Behandlungskonzept entwickelt, das aus mehreren Bausteinen besteht. Grundsätzlich muss man zwei Therapieansätze voneinander unterscheiden.

Manuelle Lymphdrainage

1. Lokale Techniken, die am Ort der Läsion eingesetzt werden, um die physiologischen  Prozesse zu unterstützen und um pathologische Prozesse zu unterdrücken bzw. zu dämpfen. Man kombiniert die Manuelle Lymphdrainage mit Techniken der Manuellen Therapie und mit passiven bzw. aktiven Bewegungen.

2. Techniken aus der Reflexzonentherapie zur Beeinflussung des somatischen und vegetativen Nervensystems. Da das Nervensystem als wichtiges Mess- und Regelorgan für die Ver- und Entsorgung der Gelenkstrukturen, der Aufrechterhaltung von Entzündungsprozessen, dem Schmerzgeschehen und der Einleitung und Steuerung der Heilphase, zuständig ist, sollte mittels Therapie Einfluss zur Harmonisierung genommen werden. Hier bieten sich die Techniken der Reflexzonentherapie (z. B. Bindegewebsmassage und Segmentmassage nach Gläser und Dalicho) geradezu an, weil man mit ihnen z. B. auf das gesamte vegetative Nervensystem, aber auch auf segmentaler Ebene Einfluss nehmen kann.

Behandlungskonzept und Techniken

I. Manuelle Lymphdrainage

Vor den eigentlichen Gelenktechniken erfolgt die Ausführung der Manuellen Lymphdrainage in üblicher Weise. Hier sei vor allem auf die große Bedeutung der zentralen Vorbehandlungen (Halsbehandlung und wenn nötig Bauchtiefdrainage) hingewiesen.

Im Bereich der Gelenkschädigung werden zunächst alle oberflächlichen lymphatischen Abflusswege angeregt. Es ist aber auch wichtig die tiefen, für das Gelenk zuständigen, lymphatischen Abflusswege anzuregen. Zur Anregung dieser Abflusswege gehört auch, dass man die Bindegewebsstrukturen in denen diese Gefäße verlaufen zuerst löst. Hierzu bringt man zunächst das Gewebe auf Zug. Anschließend wird es in alle Richtungen bewegt. Es ist günstig bei den einzelnen Bewegungen die Atmung und den Atemrhythmus zu berücksichtigen. Für die Bewegungen der Gewebe gibt es grundsätzlich zwei Herangehensweisen:

Direkte Technik: Das Gewebe wird in die Richtung bewegt, in der die Einschränkung vorliegt.

Indirekte Technik: Bei dieser Technik wird das Gewebe zuerst in die „freie“ Richtung bewegt.

Welche Technik man zuerst anwendet, ergibt sich aus dem Gewebsbefund und der Schmerzsituation an den Stellen der Läsion. Je nach Situation kann man jederzeit innerhalb der beiden Techniken wechseln. Ziel der Manuellen Lymphdrainage ist, das gesunde Lymphgefäßsystem anzuregen, damit es in der Lage ist, die aus dem Gelenkbereich mobilisierte interstitielle oder intraartikuläre Ödemflüssigkeit aufnehmen zu können.  

II. Gelenktechniken

Nach gründlicher Vorbereitung mittels der Manuellen Lymphdrainage wird am Gelenk selbst gearbeitet. Für diese Arbeit haben sich 5 Techniken als besonders wirksam erwiesen.

1. Arbeiten mit Traktion + Grifftechniken aus der MLD Diese Technik lässt sich in aller Regel einfach ausführen und ist gut geeignet, um im Akutzustand der Schädigung zu arbeiten. Während der Traktionsphase, die mit einer Hand ausgeführt wird kann zusätzlich, meist im proximalen Gelenkbereich, ein Griff aus der MLD ausgeführt werden. Der meist verwendete Griff ist der „stehende Kreis“. Beide Griffe sollen synchron und mit geringer Geschwindigkeit ausgeführt werden. Es wird mit der Traktionsstufe 1 (nach Kaltenborn) gearbeitet.

2. Arbeiten mit Traktion + Aproximation + Grifftechniken aus der MLD
Es handelt sich hier um eine Variante der unter Punkt 1 beschriebenen Technik. Die Griffe aus der Manuellen Lymphdrainage können während der Traktionsphase aber auch während der Aproximationsphase ausgeführt werden.

3. Arbeiten mit Traktion + Bewegung in die eingeschränkte Richtung + Grifftechniken aus der MLD
Bei dieser Technik erfolgt zunächst die leichte Traktion, anschließend eine Bewegung in die eingeschränkte Richtung. Die Grifftechnik der Manuellen Lymphdrainage wird synchron während der Traktionsphase als auch während der Bewegungsphase ausgeführt.

4. Arbeiten mit Bewegung in die eingeschränkte Richtung + Traktion + Grifftechniken aus der MLD
Die Technik wird meist eingesetzt, wenn das Akutstadium und die Schmerzzustände abgeklungen sind. Man führt zuerst die Bewegung im schmerzfreien Bereich in die eingeschränkte Richtung aus. Am Ende der Bewegung führt man eine leichte Traktion aus. Unter Beibehaltung der Traktion wird wieder in die Ausgangsstellung zurück gegangen. Die Grifftechnik der MLD wird meist während der Bewegungsphase ausgeführt, kann aber auch während der Traktionsphase ausgeführt werden.

5.  Arbeiten in Verbindung mit Bewegungen
Die Bewegungen können in die eingeschränkte aber auch in die freie Richtung erfolgen. Welche Richtung bearbeitet werden soll, ergibt sich aus dem Gewebsbefund und der Schmerzsituation des Patienten. Die Bewegungen werden langsam und rhythmisch ausgeführt. Während der jeweiligen Bewegungsphase erfolgt die Technik der MLD.

Ziele dieser Behandlungstechniken sind:

  • Mobilisation von Ödemflüssigkeit aus dem Gelenkgebiet
  • Abtransport von schmerzauslösenden oder schmerzverstärkenden Mediatorstoffen
  • Wiederherstellung eines dynamischen Fließgleichgewichts
  • Verbesserung der Propriozeption durch Entödematisierung und durch Stimulation der Rezeptoren
  • Herstellen von Dehnbereitschaft der geschädigten Gewebe
  • Bewegungserweiterung des geschädigten Gelenks
  • Herstellung von ökonomischen Bewegungen des betroffenen Gelenks

III. Techniken aus dem Bereich der Reflexzonentherapie

Störungen der physiologischen Abläufe, wie sie nach einer Läsion im Gelenkbereich auftreten können, bleiben oft nicht lokal auf das Gelenk beschränkt. Über die spinal segmentalen Verschaltungen können Veränderungen an Regionen entstehen, die weitab vom geschädigten Gelenk liegen. Die spinalen Reflexaktivitäten können Veränderungen an folgenden Geweben, die dem jeweiligen Segment zugeordnet sind, auslösen:

  • Muskulatur (Myotom)
  • Haut und Bindegewebe (Dermatom)
  • Periost (Sklerotom)
  • Innere Organe (Viszerotom)

In diese Geweben kann es zu erheblichen funktionellen Störungen die wiederum einen Circulus vitiosus in Richtung des geschädigten Gelenks in Gang setzen können. Daher erscheint es sinnvoll mit Hilfe von segmental reflektorisch wirkenden Therapieformen den „Teufelskreis“ zu durchbrechen.

Um feststellen zu können, ob es zu Störungen im segmental reflektorischen Bereich gekommen ist, muss zunächst ein Gewebsbefund erhoben werden. Bei der Befunderhebung muss auf folgende Faktoren besonders geachtet werden:

  • Gründliche und gezielte Anamnese
  • Überprüfung der Hautsensibilität
  • Einschätzung der Gewebsverschieblichkeit
  • Überprüfung der Gewebskonsistenz
  • Temperaturüberprüfung

Mit welcher Technik die Störungen angegangen werden, soll hier dem Therapeuten überlassen werden. Besonders bewährt haben sich die Bindegewebsmassage und die Segmentmassage nach Gläser und Dalicho. Es gibt jedoch noch zahlreiche reflektorisch wirkende Therapieformen, die ebenfalls einen guten Behandlungserfolg versprechen. Unabhängig von der Methode mit der die Veränderungen angegangen werden sollen lassen sich doch allgemeine Behandlungsziele formulieren.

Behandlungsziele

  • Beeinflussung des vegetativen Nervensystems als Gesamtheit um eine Harmonisierung zwischen sympathischem und parasympathischem System zu bewirken
  • Segmentale Behandlung im Bereich der Haut und des subcutanen Bindegewebes, um die Reflexaktivitäten im Rückenmark zu normalisieren
  • Einwirkung auf die segmentale Gefäßsteuerung, um in allen vom Segment bzw. von den Segmenten versorgten Geweben eine adäquate Gefäßsteuerung zu erreichen
  • Veränderungen der Reflexaktivitäten in Bezug auf die Schmerzverarbeitung.